Donnerstag
der 1. März
1990 - Wir beginnen mit der Selbstständigkeit ! |
Und wer war damals unser 1. Kunde? Ja, es war Herr und Frau Bartoll, die schon seit Jahren ihre Drogerie betrieben. Sie waren bekannt dafür, ein gut geführtes Warensortiment zu besitzen, so weit man es in der DDR unter den damaligen Zuständen, haben konnte. Bartoll`s waren dafür bekannt, zu organisieren was zu organisieren war. |
Vor dem Erhalt meiner Gewerbegenehmigung kümmerte ich mich um Kunden. Fragte hier und dort und wurde auch mal freundlich abgewiesen oder mal freundlich auf die Zukunft verwiesen, bewarb mich bei meiner alten Arbeitsstätte im Stahlwerk Hennigsdorf und ebenfalls bei Privatkunden und Geschäftsleuten wie den Bartoll´s. |
Ihr kleines Geschäftshaus an der Hansastraße war schon immer ein Blickfang. Nur der graue Putz störte mich doch sehr. Ich erklärte ihnen meine Geschäftsidee, die in kurzen Worten hieß; die vielen tausenden, grauen Fassaden in unserem Land freundlicher zu gestalten. Über Jahre wurden die meisten Hauswände doch sehr vernachlässigt. Ich hatte mir vom angesparten "Westgeld" einen kleinen "Kärcher" gekauft, um damit die vielen Fassaden von Staub und Schmutz zu befreien, um sie danach mit Weißkalk zu tünchen . Die Bartoll`s fanden meine Idee sehr gut, so dass mein erster Weg, nachdem ich die Selbstständigkeit in der Tasche hatte, zu den Bartoll`s ging. |
Wir wurden uns schnell handelseinig, und bereits einen Tag später rückte ich mit Leiter, "Kärcher", Kalk und viel Enthusiasmus an. Schnell war alles aufgebaut und eingemischt. Der "Kärcher" arbeitete wie erwartet schnell und man sah wie der jahrelange Schmutz durch den hohen Wasserdruck abgespült wurde. Mit kritischen Augen stand Frau Bartoll gelegentlich dabei und beobachtete das Treiben. Die zweite Phase war dann das Aufbringen der angesetzten Kalkmilch. Mit einer handelsüblichen Baumspritze spritzte ich die Kalkmilch Stück für Stück auf die Wand. Gegen 17:00 Uhr beendeten wir unseren ersten Arbeitstag. Zuvor kam jedoch Frau Bartoll auf mich zu und bat mich mit aufgeregter Stimme, ich möge doch bitte die Kalkmilch wieder herunter spülen. Was war passiert? Im Laufe meiner Arbeit wurde die Wand mit der Kalkmilch durchtränkt, da die Kalkmilch noch nicht abgebunden war, schimmerte die ganze Wand jetzt blaugrau. |
Der Farbton sah wirklich schrecklich aus! Da ich diese Arbeit jedoch schon früher nach Feierabend gemacht habe, wusste ich um die Wirkung der Kalkmilch. Ich versprach ihr für den nächsten Tag Abhilfe zu schaffen. Als wir am anderen Tag gegen 7:30 Uhr vor der Drogerie standen, lächelte sie schon zufrieden. Denn über Nacht hatte schon die erste Schicht abgebunden und man sah, dass die Wände doch weiß werden. Am Abend des zweiten Tages leuchtete die Drogerie in einem strahlenden Weiß, nun mussten nur noch die Dachrinnen, Fallrohre, Sohlbänke und Fenstergitter von Spuren der weißen Pracht befreit werden. Alle waren glücklich und zufrieden, die Bartoll´s zahlten ohne Widerspruch den vereinbarten Preis und ich hatte mein erstes Geld als Unternehmer verdient. Und wenn man heute an der Drogerie vorbeifährt, sieht man, dass meine Arbeit immer noch hält. Inzwischen sind zwanzig Jahre vergangen und man müsste nun mal wieder die Wände auffrischen. |
Und auch die
Drogerie Bartoll gibt es zwanzig Jahre später immer noch. Sie haben sich wacker
geschlagen und auch "Allkauf", heute "REAL", und der "Havelpark" konnten sie nicht klein kriegen. Hier
zeigt sich, dass die Freundlichkeit dem Kunden gegenüber doch etwas
bewirkt. Viele der alten Kunden halten auch heute noch an, um sich mit
Drogeriebedarf bei Bartoll`s einzudecken. Und wenn es einmal etwas nicht gab,
dann versuchte Herr Bartoll aber so schnell, wie möglich, es zu besorgen.
Im Frühjahr 2009 haben die Beiden dann endlich Schluss gemacht mit ihrem Laden! |
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